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Schlagwort-Archive: Aufschrei

Sollte ich…?

… eine Meinung zur Frauenquote haben? Ich habe mich immer wieder mit feministischen Themen beschäftigt, habe Alice Shwarzer gelesen und Eva Hermann gleich hinterher. Alles, um die eine brennende Frage zu beantworten: Warum sollten mich diese Fragen überhaupt bewegen?

Bild: Oberazzi

Ich kann eifrigen Feministinnen zuhören – und ihnen widersprechen, genau wie ich Zweifler mit meinen Reden für die Frauenquote ins Wanken bringen möchte. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nie an gläserne Decken oder gegen Wände gelaufen bin, weil ich mich noch nicht in der harten Alltagswelt namens Arbeitsmarkt bewege. Sind wir nicht emanzipiert, wir jungen Frauen von heute? Wir wissen genau, dass wir arbeiten gehen können, Kinder kriegen können, dass wir Dinge genauso gut tun können wie Männer. Wir versuchen nur, ein Lebensbild zu finden, das uns passt, eines, in das wir nicht von unserer kämpfenden Muttergeneration hineingedrängt werden wollen. Und überhaupt ‚kämpfen‘. Wer kämpft, kämpft immer gleich gegen jemanden. Und haben wir es nicht satt, unter Ausschluss der Männer auch wieder immer und immer wieder die gleichen Fragen und gleichen Klischees zu debattieren? Wir wollen mit den Männern gemeinsam nach Lösungen suchen, denn warten wir emanzipierten Frauen nicht doch endlich auf eine Männerbewegung, die sich dafür einsetzt, nicht Karriere machen zu müssen, sondern endlich als Hausmann in der Gesellschaft akzeptiert zu werden?

Sollte es mich auf die Straße treiben mit Plakaten und Spruchbändern in der Hand, weil die meisten Aufsichtsräte ausschließlich mit männlichen Personen besetzt sind? Oder darf mir das nicht einfach schlichtweg egal sein, weil ich weiß, dass Veränderungen nicht von jetzt auf gleich geschehen. Es hat sich bereits so viel getan und es wird sich auch weiterhin etwas tun. Wozu also die Eile? Oder sollte ich doch eine Meinung zur Frauenquote haben?

 
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Verfasst von - 8. März 2013 in Gedanken

 

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Mein ungehörter Aufschrei

Indignez-vous! – Empört euch! Es ist vor allem dieser Aufruf, der vom kürzlich verstorbenen Stéphane Hessel in Erinnerung ist. Ja, warum empören wir uns denn nicht? Oder empören wir uns vielleicht doch? Bloß so zum Vergnügen? So lange, bis uns wieder etwas anderes einfällt, das wir tun können?

Foto: redronafets

Foto: redronafets

Auch ich vergesse immer wieder diesen Aufschrei meiner Seele, der mich manchen Schlaf kostet, der mich zum Weinen und zur Verzweiflung treibt. Manchmal denke ich tage-, wochen-, ja vielleicht sogar monatelang nicht mehr daran. Aber dafür bäumt sich in mir irgendwann nur noch alles umso stärker auf mit einem Schrei, der mir wieder wochenlang in den Ohren klingen wird.

Ich empöre mich über die himmelschreiende Ungerechtigkeit der Lebensmittelverteilung in dieser globalisierten Welt!
Ich empöre mich über die Lebensmittelvernichtung von Waren, die der Norm nicht entsprechen!
Ich empöre mich über die absolut inakzeptable Art und Weise der Tiermast!
Ich empöre mich über moralisch schizophrene Heuchler!
Ich empöre mich über diejenigen, die Systeme zum Schaden aller ausnutzen!
Ich empöre mich über Systeme, die die Wohlhabenden immer weiter bevorzugen und anderen keine Chance mehr lassen!
Ich empöre mich darüber, wie die Not vor der eigenen Haustür einfach übersehen werden kann!
Und vor allem bin ich empört, weil ich so ohnmächtig vor all diesen Dingen stehe und nicht weiß, wie ich etwas dagegen tun kann.

Vor Jahren habe ich mich dazu entschlossen, kein Fleisch mehr zu essen. Ich verzichte aufs Auto und ich vermeide Flugzeuge, wenn es nur geht. Ich kaufe bewusst ein und versuche, Bio- und Fairtradewaren zu kaufen. Tanja Busse hat mich mit ihrem Buch „Die Einkaufsrevolution“ ermutigt, dass auch die Konsumenten mit ihrer Einkaufsentscheidung Macht haben. Aber im Grunde weiß ich, dass das hauptsächlich mein eigenes Gewissen beruhigen soll. Das allein ändert nichts am System – und ich weiß, dass ich mit meiner Wahl von Bio-Produkten  selbst ausgenutzt werden kann. Ich weiß, dass nicht überall, wo bio draufsteht nur bio drin ist. Ich weiß, dass ich mich zu sehr auf die Siegel verlasse. Dieses Gefühl kann ich allerdings noch akzeptieren.

Nicht akzeptieren kann ich dagegen das Gefühl, von Organisationen ausgenutzt zu werden, wenn ich für eine gute Sache Geld spende. Oder von jemandem, der auf der Straße um Geld bettelt. Werde ich ausgenutzt? Und ich lächle vielleicht, schüttele den Kopf und gehe aus Scham mit auf den Boden gesenktem Blick an einem vielleicht Hilfebedürftigen vorüber.

Vor einigen Wochen wurde ich gefragt, warum ich als junge Frau nicht vor dem Kölner Krankenhaus protestiere, das eine vergewaltigte Frau abgewiesen hatte. Ich zuckte mit den Schultern. Ich glaube nicht daran, dass so etwas tatsächlich etwas bewegen oder verändern kann. Überhaupt Demonstrationen? Ich glaube nicht daran. Wie aber kann ich dann die Welt verändern?
Ich habe es mit der Politik und einer NGO versucht. Aber auch dabei: Es wird geredet und geredet, es wird aber nichts getan. Außerdem weiß ich gar nicht, wo ich überhaupt mit dem Weltverändern anfangen soll. Reicht es, sich für mehr Tierschutz oder für die Menschenrechte einzusetzen? Oder muss ich mich gleich für eine Veränderung des ganzen Wirtschaftssystems starkmachen? Und wie geht das? Verzweifelt suche ich nach Handlungsanweisungen, weil mir selbst dazu immer nur einfällt: Ich muss raus hier! Ich muss weg, irgendwohin, wo es das alles nicht gibt – und dann fange ich noch mal ganz von vorne an.

In mir schreit es – und mein Schrei bleibt ungehört.

 
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Verfasst von - 6. März 2013 in Erlebtes, Gedanken

 

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