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Archiv der Kategorie: Sprache

Kroküsse

Krokusse

Bild von blumenbiene

Heute ist mir mal wieder aufgefallen, wie viele Möglichkeiten es gibt, einen Plural zu bilden. Draußen blühen nämlich die Krokus…

Ja, was? Die Krokusse?
Oder vielleicht doch mit Umlaut: Kroküsse?
Oder: Kroken?
vielleicht mit dem Kaktus verwandt: Krokeen?
Ist -us vielleicht eine lateinische Endung: Kroki?
Ein -us der u-Deklination: Krokus.
Ist der Krokus vielleicht Neutrum: Kroka
oder hübscher: Krokora?

Hach, so viele schöne Möglichkeiten. Aber nein, es sind schlicht die beiden langweiligsten: Krokusse und eine Nullendung: die Krokus.
Im Englischen ist es dafür möglich zu crocus neben crocuses auch croci zu bilden.

Aber wunderschöne Blumen sind es. Der Frühling ist im Anmarsch!

 
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Verfasst von - 2. März 2012 in Allgemein, Sprache

 

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Genitivus subj./obj.

Jeder Lateinschüler, der diese Sprache über einen längeren Zeitraum lernt, wird irgendwann über eine Phrase stolpern wie etwa timor piratarum. Die wörtliche Übersetzung ins Deutsche ist „die Furcht der Piraten“. Aber Vorsicht! Hier muss man zwischen einem Genitivus subjektivus und einem Genitivus objektivus unterscheiden.

Genitivus subjektivus: Die Furcht der Piraten. (die Piraten sind hier Subjekt)

Genitivus objektivus: Die Furcht vor den Piraten. (die Piraten sind hier Objekt)

Der Ausdruck timor piratarum kann beides bedeuten und muss dem Kontext gemäß übersetzt werden. Im Normalfall hat man vor den Piraten Angst, weswegen hier der Genitivus objektivus meist richtiger ist.

So viel zum Lateinischen. Bisher war für mich der Ausdruck „Furcht der Piraten“ auch nur dafür geeignet auszudrücken, dass die Piraten sich selbst vor irgendetwas fürchten. Nimmt man aber Thomas Mann zurate, wird man die Meinung entweder über das Sprachgefühl oder über Manns Kompetenz ändern. In seinem Buch „Joseph und seine Brüder. Der junge Joseph“ heißt es auf Seite 25 (der Fischer Taschenbuchausgabe von 1995):

„Ach, käme es nur auf unsere Lust an, ihn zu verprügeln, er sollte nicht leer ausgehen, wie es nun leider geschehen muß von wegen der Furcht Jaakobs!“

Der Ausdruck der Furcht Jaakobs wird auch später noch verwendet, weswegen man nicht davon ausgehen kann, dass es sich hier um einen Druckfehler handelt. Liest man den Satz kontextfrei, hieße die Stelle für mich, dass die Brüder den Joseph nicht verprügeln können, weil Jaakob, der Vater, Angst davor hat. Man muss sich schon einiges zurechtbiegen, wenn man den Satz in diese Richtung hin interpretieren möchte. In Wahrheit haben nämlich Josephs Brüder Angst vor dem Zorne des Vaters.
Die Wahl Manns Wörter ist also nur zu erklären, wenn er hier einen Genitivus objektivus verwendet hat, der meiner Meinung nach im Deutschen nicht verwendet werden kann.
Entweder verwendet man diese grammatikalische Form heute nicht mehr, ist im Grunde aber möglich oder Thomas Mann hat im Lateinunterricht zu gut aufgepasst und wusste nicht, dass das Deutsche dem Genitivus objektivus keinen Platz einräumt.

Jetzt müsste ich meinen Lateinlehrer fragen. Der könnte es mir bestimmt beantworten. Argh!

 
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Verfasst von - 25. Juli 2007 in Sprache

 

Einfach urig

Wie oft schon habe ich mich gefragt, warum der Vater meines Großvaters mein Urgroßvater ist. Verfolgt man von ihm aus den Stammbaum zurück, trifft man ohnehin nur noch auf die Urahnen. Weil mir das noch niemand erklären konnte, den ich befragt habe (Mutti), war meine gängige Theorie bisher, das Wort “Ur” habe tatsächlich etwas mit dem Wort “Uhr” zu tun. Eine Uhr misst die Zeit und ein Ur lebte in einer Zeit lange vor uns. Vielleicht wollte man sagen, dass seit einem Ur viele Uhren, also viel Zeit vergangen ist. Später bei der Festlegung der deutschen Schreibeweise, hat man bei dem Wort Uhr ein h eingefügt, weil ein Wort aus nur zwei Buchstaben doof aussieht (Mir fällt da spontan auch nur “Ei” ein.). Ein Ur steht sowieso nie alleine, sondern immer nur bei Großvätern, Großmüttern und bei den Ahnen.
Nun aber soll mir diese schöne Theorie von Thomas Mann höchst persönlich über den Haufen geworfen werden: Auf zuraten meiner Mutti habe ich nun mit Manns “Joseph und seine Brüder” begonnen. Die Zeit von uns aus bis zu Joseph hin ist für uns schon unvorstellbar lang. Aber auch Joseph schaut zurück in die Vergangenheit und ihm schwindelt. An erster Stelle soll da der Mann aus Ur stehen, der von dort auszog: Der Ur-Mann. Und jedes Mal wird der Ur vom Mann mit Bindestrich abgetrennt, wie auch von der Kunde, sodass mann natürlich bei den heutigen Wörtern eines Urahnen oder einer Urkunde natürlich auf einen biblischen Ur-Sprung (Da! Schon wieder!) schließt.
Das ist natürlich eine tolle Erkenntnis, wenn ich mich auch frage, was Abraham, der Ur-Mann mit uns Deutschen zu tun hat. Verwirrend ist auch das Lied, das man im Kindergottesdienst singt: “Abraham hat viele Kinder, viele Kinder hat Vater Abraham. Ich bin eins von ihnen und eins bist du, so preisen wir den Herrn!” Abraham zählt zu den Stammvätern des israelischen Volkes. Alle Juden stammen von ihm ab – aber doch nicht die ganze Menschheit!
Was man den Kindern nur immer beibringt… ich habe bis vor ein paar Jahren tatsächlich gedacht, auch ich stamme von Abraham ab, bis in die Grundschule hinein dachte ich, dass der Eisbär Pinguine frisst…

 
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Verfasst von - 5. Juli 2007 in Sprache

 

Sartre: Le diable et le bon dieu

11833605zLe diable et le bon dieu ist ein Theaterstück in drei Akten von Jean-Paul Sartre. Schauplatz der Handlung ist Deutschland des sechzehnten Jahrhunderts. Goetz, ein Bastard einer adligen Familie, verriet die Rebellion in Worms, an der er zunächst teilgenommen hatte und verriet außerdem seinen Bruder. Auch auf den Erzbischof möchte er jetzt nicht mehr hören und Worms einfach niederbrennen. Heinrich, ein Pfarrer, der bisher auf der Seite der Armen gestanden hat, verrät diese zugunsten der Kirche, als der Anführer der Armen, Nasty, ihn schlägt: Er überbringt Goetz den Schlüssel, der ihn den Weg nach Worms öffnet. Goetz freut sich zuerst auf das Massaker, wird dann aber von Heinrich davon überzeugt, dass das Gute in dieser Welt viel schwieriger zu verwirklichen ist als das Böse. Also macht Goetz in seiner Mentalität eine Kehrtwende und will nur noch Gutes tun: Er gibt den Armen sein Land und baut eine Stadt auf, in der die Liebe herrscht. Allerdings kann er die Aufstände nicht verhindern. Sein Dorf wird niedergebrannt, alle Einwohner sterben, weil sie sich weigern zu kämpfen. Als Heinrich lange Zeit als Eremit mit Hilda im Wald wohnt, treffen sich Goetz und Heinrich erneut. Goetz erkennt, dass es Gott nicht gibt und will leben. Er tötet Heinrich und sucht die Nähe der Menschen. Ab dem Zeitpunkt kämpft er wieder und führt das Heer der Armen an.
Das Hauptthema des Stückes ist die Religion. Auf wessen Seite steht Gott? Braucht man einen Pfarrer, um die Sünden loszuwerden? Wie leichtgläubig sind die Menschen? Ist Gott wirklich da? Ist er vielleicht blind? Woher weiß man, welcher Prophet die Wahrheit sagt, welcher nicht? Woher kann man selbst wissen, ob man Befehle von Gott oder vom Teufel erhält? Ist der Teufel ein Geschöpf Gottes und muss diesem damit gehorchen? Warum gibt es das Böse auf der Welt? Ist Gott tot? Möchte Gott, dass wir einen heiligen Krieg führen? Ist es richtig, sieben Jahre Blut zu vergießen, um das Reich Gottes aufzubauen oder sollte man das allein und sofort mit Liebe tun? Warum bringt die Liebe nur Unglück, wo doch Gott die Liebe ist?
Viele Fragen werden von Sartre aufgeworfen, letztendlich gibt er eine einzige Antwort auf alle Fragen. Jeder der weiß, welche Theorie Sartre vertritt, wartet natürlich das ganze Theaterstück auf den Existentialismus: Gott existiert nicht. Der Mensch ist für sein Schicksal selbst verantwortlich. Goetz erkennt das, als er sich bewusst wird, dass er alles nur in seinem, nicht in Gottes, Namen getan hat. Um sein Reich der Liebe aufzubauen hat er die Leute durch einen Trick von sich als Propheten überzeugt. Die sterbende Catherine, die von Dämonen geplagt wird, erlöst er, indem er mit dem Messer seine Hände zum Bluten bringt und behauptet, ein Wunder sei geschehen: Die Wunden Christi und dessen Blut seien bei ihm zu sehen.
Sartres Fragen betreffen mich auch. Ich frage mich dieselben Fragen auch oft genug. Aber der Existentialismus ist für mich keine Antwort darauf. Ich finde den Existentialismus ungenügend und deshalb hat das Theaterstück letztendlich für mich keine Aussagekraft. Man kann nur versuchen, seine eigenen Antworten aus dem Text zu lesen oder neue Fragen zu finden. Letztendlich ist sich im Buch niemand treu geblieben. Nasty belügt seine Armen, Heinrich ist kein Pfarrer mehr und läuft nur noch mit dem Teufel durch die Gegend. Jeder ist ein Verräter und am Ende allein, obwohl sich jeder anfangs sicher war, er sei der Auserwählte Gottes.

 
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Verfasst von - 28. Juni 2007 in Bücher, Sprache

 

Deklination um Deklination

Es ist erstaunlich, was Lieder alles leisten, vor allem, dass man sich deren Texte so leicht merken kann, wenn man sie nur ein paar Mal gehört hat. So lag ich im Bett und mir ging ein Kirchenlied nicht mehr aus dem Kopf: „Ehre sei dem Namen Jesu Christi, unsers Herrn…“. An dieser Stelle stockte ich. Heißt es jetzt Jesu Christi oder Jesus Christus oder Jesus Christi?
Als Lateinschülerin fand ich den Ausdruck „Jesu““ sowieso immer doof, da die Endung -u nur beim Ablativ der u-Deklination vorkam. Also schaute ich nach und musste resignieren: Jesus wird nach einer griechischen Deklination gebeugt. Aber ist es tatsächlich legitim, das eine Wort griechisch, das andere lateinisch zu beugen? Nun ja, immerhin darf man auch im Lateinischen beispielsweise „agricola laboriosus“ das eine nach der a-, das andere nach der o-Deklination beugen.
Aber ob es wirklich auch für die Zusammensetzung Jesus Christus gültig ist, wollte ich ganz genau wissen. Es stimmt nämlich gar nicht! Jesus Christus wird eigentlich lateinisch dekliniert – in einem schlechten Latein natürlich.
Nom.: Jesus Christus
Gen.: Jesu Christi
Dat.: Jesu Christo
Akk.: Jesum Christum
Abl.: Jesu Christo
Vok.: Jesu Christe
Da in der Wikipedia (von der ich die Information habe) noch die Anmerkung zu finden ist, Jesus folge selbst im Lateinischen eine griechische Deklination, habe ich eine entsprechende Deklination gesucht, bei der fast alles auf -u endet. Ich habe keine gefunden und halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es im Griechischen eine derart simple Deklination gibt. Das sind bestimmt die des Lateinisch und Griechisch unmächtigen Leute des Mittelalters gewesen…

 
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Verfasst von - 2. Juni 2007 in Sprache

 

Phfoto

Hier sitze ich, den neuen Duden auf dem Schoß und blicke fassungslos auf auf das arme Ding hinunter, das wir im allgemeinen als deutsche Sprache bezeichnen.

Mehr oder weniger zufällig habe ich das Wort „Stängel“ gesehen. Ich erinnere mich noch gut an die Stunde Biologieleistungskurs in der elften Klasse, in der wir das Wort „Stengel“ schreiben mussten und sich mein Biologielehrer darüber lustig machte, dass man das Pflanzenteil auch sinnloserweise nun auch mit ä schreiben dürfe, als käme es von dem Wort „Stange“. Ich fand es damals genauso absurd, musste jetzt aber feststellen, dass „Stängel“ mittlerweile die einzig gültige Schreibweise des Wortes ist. Ich blieb im Bereich der Biologie und schaute nach dem beliebten Wort der Photosynthese. Mit „Phf“ darf man sie leider immer noch nicht schreiben. Dafür ist die Schreibweise mit „ph“ immer noch gültig, obwohl der Dudenverlag zur neuen „f“-Schreibweise rät. Dafür ist es mit dem Photo auf jeden Fall endgültig aus. Allein das Foto ist zulässig.

Aber kann mir jemand erklären, warum Photo falsch ist, Photographie aber noch benutzt werden darf?

Ich bin also froh, dass ich meinen Biologieunterricht hinter mir habe und mich von nun an um das Wort „Stängel“ schleichen kann. Ansonsten werde ich mich dem Fotowahn entschieden nicht anpassen. Obwohl sonst Verfechterin der korrekten Rechtschreibung, möchte ich lieber zu einer großen ph-Kampagne einladen und ruphe dazu auph, ab sophort alle „f“ durch ein „ph“ zu ersetzen.

 
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Verfasst von - 29. April 2007 in Sprache

 

Mehr oder weniger

Der Satz eines Buches, das trotz dritter Auflage von Rechtscheib- und Bedeutungsfehlern nur so wimmelt, machte mich stutzig:

„Und die Aussichten, dass Tokugawa Tsunayoshi sich auf ihre Seite stellen würde statt auf die Seite seiner geliebten Mutter, waren mehr als gering.“
(Rowland: Das Geheimnis der Konkubine. Sano Ichiros vierter Fall. Verlagsgruppe Lübbe GmbH&Co. KG, Bergisch Gladbach, 2002, 3.Auflage, S.443)

So sehr mir auch das Gefühl sagt, dass ich den idiomatischen Ausdruck „mehr als gering“ schon einmal gehört habe und er folglich auch richtig ist, sträubt sich in mir alles gegen diese Formulierung. Ist die Wahrscheinlichkeit mehr als gering, sollte Sano Ichiro sich nämlich freuen, besorgt sollte er nur dann sein, wenn die Wahrscheinlichkeit weniger als gering ist. Verwechselt der unfähige Übersetzer den Ausdruck vielleicht damit, dass eine Begebenheit mehr als wahrscheinlich sein kann? Oder ist der Ausdruck tatsächlich richtig? Gibt es in unserem Sprachgebrauch vielleicht weitere solche Paradoxen?

Nachtrag: Ich wurde daran erinnert, dass die Steigerung von gering geringer  heißt, auf die mit dem Ausdruck „mehr als gering“ hingewiesen sein könnte.

 
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Verfasst von - 20. März 2007 in Sprache

 

Primus-prima-primum

Die Diskriminierung der Frau in der deutschen Sprache dürfte wohl allgemein bekannt sein. Man vergleiche nur die Bedeutungen von „dämlich“ und „herrlich“. Die Grundsteine für einen solchen Fatalismus wurden schon früh gelegt. Der Grundwert schlechthin, auf den alles andere aufbaut, ist nämlich die Tugend, auf lateinisch „virtus“. Betrachtet man den Wortstamm, drängt sich die Übersetzungsmöglichkeit der „Mannhaftigkeit“ geradezu auf. Frauen können also keine Tugend erlangen, somit auch keine Freundschaft (vgl. „De amicitia“ von Cicero), keine Weisheit und alles übrige.

Erstaunlich ist bei dieser Betrachtung die positive Konnotation des Ausrufes „Prima!“. Der Tradition nach, hätte man eine besondere Leistung natürlich mit „Primus!“ kommentieren müssen. Zur Erklärung kann man verschiedene Theorien heranziehen:

Theorie1: Die Interjektion „Prima!“ entstand dem Mythos nach um 1900 in der Jugendsprache. Vermutlich waren hier aber die Frauenrechtler am Werk, die der Jugend das Wort ins Vokabular pflanzen wollte, um sich stärkere Rechte zu verschaffen. Klar: der erse zu sein ist unbedeutend. Es gilt die erste zu sein! Ihr Plan ist natürlich fehlgeschlagen, da dem Wort von der Jugend eine völlig falsche Bedeutung verliehen wurde.

Theorie2: Alles, was man anfangs als prima bezeichnen konnte, war halt mal weiblich. Frauen wissen warum.

Theorie3: Man suchte verzweifelt nach einem Slangausdruck für etwas Tolles, kam auf das Wort primus, das allderdings bereits eine Bedeutung hatte, nämlich die des Klassenbesten. Also stieg man von primus auf prima (das nächste wäre dann wohl primum gewesen ;) ) um.

Theorie4: Wer ein wenig älter ist, ging nicht in die Oberstufe oder die 13. Klasse, nein, er ging in die Prima (wobei das natürlich unlogisch ist, denn prima heißt bekanntlich die erste). Wenn man also etwas als „prima“ bezeichnet, dann hat das was mit dem absolut höchsten Status eines Schülers der damaligen Zeit zu tun, den man in der Prima hatte.

Meines Erachtens ist die vierte Theorie die wahrscheinlichste, wenn auch zugleich langweiligste. Wem neue Theorien zu dem Tatbestand einfallen, mag mir einen kurzen Antwortkommentar darüber verfassen.

 
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Verfasst von - 3. Januar 2007 in Sprache

 

Pförsisch

Es ist doch erschreckend zu merken, dass man seinem Dialekt treuer ist als der Hochsprache.

Der Durst trieb Dekar und mich vor kurzem in den Globus, wo man uns doch tatsächlich mit einem „Pfirsich“-Eistee abspeisen wollte. Entsetzt sahen wir uns sämtliche Produkte an, in denen ebenfalls solche Pfirsiche verarbeitet worden sein könnten. Beide waren wir uns sicher, dass es natürlich „Pfirsisch“ heißt und so wollte ich auf keinen Fall einen Pfirsich probieren – wer weiß, was man uns da verkaufen wollte. Leider gab es im ganzen Globus kein einziges Getränk mit Pfirsischen und so wurden wir uns immer unsicherer, ob wir mit unserem Sprachgefühl gegen einen Duden bestehen könnten. Mein „neuer“ Volksbrockhaus (von 1975) bestätigte mir, was ich längst vermutete: Ich erlag mein ganzes Leben einem Irrtum, denn unter dem Wort „Pfirsisch“ findet man – gar nichts. Als Pfirsichbaum ist dort aber ein Steinobstbaum asiatischer Herkunft beschrieben, Rosenblütler, der rosa Blüten und sehr saftige Früchte mit samtartiger Haut tragen soll. Davon abgesehen, dass diese Beschreibung auf mehere Pflanzen zutrifft, passt sie genau auf meinen geliebten Pfirsisch.
Nun bin ich von mir selbst enttäuscht und überlege mir, wie ich 18 Jahre lang nie bemerken konnte, dass alle Getränke mit Pfirsischsaft, die ich zu mir genommen habe, lediglich Pfirsichsaft waren. Auch der Duden (diesmal tatsächlich der neue) kennt das Wort „Pfirsisch“ nicht. Aber, so dachte ich mir, Dekar und ich können ja nicht die einzigen sein, die von einem falschen Tatbestand ausgegagen waren. So suchte ich in der Wikipedia nach „Pfirisch“ und siehe da: Als Pfirsisch bezeichnet man dort ein Weinmischgetränk; einen Pfirsisch, der übrigens scheinbar nur in Loschwitz wächst, der im eischwiele Platt auch als Plüschprom bekannt ist; er ist ebenfalls Bestandteil eines Gemäldes des französischen Künstlers Paul Cezanne. Auf lateinisch soll der Pfirsisch übrigens persicarios heißen – bleibt die Frage, wie denn der Pfirsich heißt. (Da mich jedoch die Erkenntnis über die richtige Schreibweise traf, werde ich die frohe Botschaft nun gleich weiterverkünden und die Beiträge in der Wikipedia korrigieren.)

Es ist zwar eine Schmach zu sehen, wie ich, meinem heimischen Dialekt nach, jedes „ch“ in ein „sch“ umwandele (aber obacht! Man kann zwischen dem sch-sch und dem ch-sch lautlich immer noch unterscheiden!), doch immerhin ist es mit mir noch nicht so weit, dass ich alle „i“s in ein „ö“ umwandele. Hier in der Gegend wird der Pfirsich nämlich nicht als Pfirsisch, sondern als Pförsisch gehandhabt.

 
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Verfasst von - 10. Oktober 2006 in Sprache

 

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(Gem)Einsam

Das Gefühl der Einsamkeit hat wohl schon jeder einmal zu spüren bekommen. Besonders tritt es dann auf, wenn man auf einem Schulhof voller Schülergruppen steht und man selbst steht alleine rum. Man merkt, wie Blicke einen streifen und fühlt die Gedanken der Verachtung geradezu. Wie sehr wünscht man sich in solchen Fällen in eine Gemeinschaft hinen. Wie glücklich war auch ich von anderen angesprochen zu werden, zu merken, dass man nicht ausgegrenzt wird. Aber es sind genau die Momente, in denen man sich am unwohlsten fühlt. Die anderen erwarten für die Gemeinschaft etwas und man selbst wünscht sich wieder allein zu sein. Zumindest auf eine andere Art allein zu sein, denn selbst gemeinsam ist man einsam – wie das Wort selbst es ja bereits vermuten lässt. Vielleicht noch einsamer als allein, da die wahre Identität versteckt wird und die ernsteren Dinge einfach beiseite geschoben werden.

Ein Besipiel: Ich habe mich immer gefreut, wenn L. mich zu sich einlud. Doch war ich bei ihr zu Hause gab es nur die Themen Lehrerlästern, Kollegenlästern, Partnerschaften (wer mit wem?) – und ich wünschte mich wieder nach Hause.

Welche Einsamkeit ist besser? Welche ist angenemer zu ertragen? Eigentlich keine von beiden – ich wünschte nur, ich müsste nicht so oft darüber nachdenken.

 
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Verfasst von - 1. Oktober 2006 in Sprache