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Schlagwort-Archive: Hausarbeit einsehen

Ja, bin ich denn in der Irrenanstalt?

Oder: Eine Studentin auf dem Weg, sich Recht zu verschaffen.

Ich habe noch den Satz eines ausländischen Freundes im Ohr, der meinte, er wisse, wie Kafka auf die Idee mit dem Prozess kam: Die deutsche Bürokratie sei wirklich so vertrackt. Oder kennt ihr den Zeichentrickfilm „Asterix erobert Rom“, in dem sich die beiden Helden im Haus, das Verrückte macht, den Passierschein A 38 besorgen müssen? So ähnlich fühle ich mich auch gerade.

Begonnen hat die Geschichte mittlerweile vor fast einem Jahr, mit einer Hausarbeit aus dem vergangenen Sommersemester. Der Dozent war nur ein Semester lang vertretungsweise an der Uni. Das Thema meiner Hausarbeit hat mir richtig Spaß gemacht und ich habe mich ins Zeug gelegt wie noch nie. Ende September war Abgabe. Dass die Korrektur eine Weile dauert, daran ist eine Studentin ja bereits gewohnt. Auf Nachfragen antwortete der Dozent nicht mehr. Im Dezember stand dann einfach die Note im Internet. Ohne jeden Kommentar. Die Note entsprach leider nicht dem,was ich mir gewünscht hätte. Zumindest aber wollte ich mir doch anschauen, was diesem Dozenten an der Arbeit nicht gepasst hat. Ich schrieb immer wieder E-Mails, immer drohender, wie ich hoffte. Keine Antwort.

An wen wendet man sich in solch einem Fall? Ich schrieb eine E-Mail an die Fachschaft. Als auch da keine Antwort kam, ging ich hin und hörte nur: Hm, keine Ahnung. Die nächste Überlegung: Der Modulleiter muss die Arbeit ans Prüfungsbüro weitergeleitet haben, also fragte ich dort nach. Die Sekretärin war sehr nett und stellte einen Antrag, auf Rückforderung der Arbeit aus dem Prüfungsamt. Sie warnte mich allerdings, dass es etwas länger dauern könnte. Acht Wochen später meldete ich mich noch einmal bei ihr. Sie antwortete, sie hätte sich mit einer Dame aus dem Prüfungsamt verständigt, diese würde sich bei mir melden, sobald es etwas Neues gebe. Nach einem weiteren Monat rief ich bei dieser Frau an. Antwort: Die Arbeit sei nie im Prüfungsamt angekommen, ob mir die Sekretärin nicht schon längst bescheid gegeben hätte?

Ich war wirklich ratlos, denn dem Prüfungsamt schien es ziemlich egal zu sein, dass da ein ganzer Stapel an Prüfungsleistungen nicht angekommen sein soll. Ich beschloss, zu der Professorin zu gehen, die von jenem Dozenten vertreten worden war. Ihre erste Reaktion war beunruhigend – und ich fühlte mich ausgescholten wie ein kleines Mädchen. Warum ich denn nicht gleich zu ihr gekommen sei? Und natürlich müsse die Arbeit im Prüfungsamt sein. Sie notierte meinen Namen. Drei Wochen später dann die E-Mail ihrer Sekretärin, die Arbeit müsse irgendwo auf dem Weg ins Prüfungsbüro verloren gegangen sein. Ich möge die Arbeit noch einmal einreichen, sie würden sie an den Dozenten (der mir ja niemals mehr geantwortet hatte) weiterleiten, der seine Anmerkungen noch einmal machen würde. Ich war mir nicht sicher, ob das so in Ordnung ist – immerhin weiß der gute Mann wohl selbst nicht mehr, was er letztes Jahr da hingeschrieben hat. Falls es überhaupt Angemerkungen gegeben hatte. Aber ich schickte die Arbeit ein zweites Mal ab. Gleichzeitig kam eine E-Mail aus dem Prüfungsbüro. Die Arbeit sei nicht zu finden, ich möge mich doch bitte an den Dozenten wenden, da es ohnehin besser sei, die Arbeit direkt mit ihm zu besprechen. Ach, wirklich?

Kurze Zeit später kam dann aber wirklich der Höhepunkt der ganzen Geschichte. Von der Sekretärin der Professorin kam eine E-Mail: Man hätte nicht gewusst, dass ich die Hausarbeit im Mastermodul geschrieben hätte und hätte im Bachelorprüfungsamt nachgefragt. Ich solle doch bitte noch einmal im Masterprüfungsamt nachforschen. Das Prüfungsbüro hat sich bisher nicht mehr gemeldet. Vermutlich hätte ich meine E-Mail freundlicher formulieren sollen. Aber ich konnte nicht anders. Das Haus, das Verrückte macht, beginnt jetzt, nach fünf Jahren Studium, Wirkung zu zeigen.

Wenn ihr mich demnächst mit einer Trompete auf dem Kopf und rollenden Augen durch die Gegend laufen seht, wisst ihr, dass sie es geschafft haben…

 
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Verfasst von - 14. Juli 2012 in Allgemein, Erlebtes, Studium

 

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